26. Juni 2020

Eventbranche und Corona: Erfahrungsbericht aus dem Messe-Service

Kategorien: Allgemein

Die Melles & Stein Messe-Service AG wurde im Jahr 1998 in Erkrath gegründet und wird seit vielen Jahren durch die Ecovis Düsseldorf, Köln und Langenfeld betreut. An dieser Stelle liefern wir Ihnen einen Beitrag zur Eventbranche und Corona – einen Erfahrungsbericht aus dem Messerservice.

Bundesweit für Firmen tätig, kümmert sich die Melles & Stein Messe-Service AG unter anderem um Hostessen und das Catering auf Messen. Die aktuelle Corona-Situation trifft die Messe- und Eventbranche – und damit auch die Melles & Stein Messe-Service AG – besonders hart. Nicole Stein, zusammen mit Silke Melles Vorstand des Unternehmens, gibt an dieser Stelle einen ganz persönlichen Einblick in die aktuelle Situation.

Ganz persönlich: Corona und die Messebranche

Für uns wäre das Jahr 2020 ein Ausnahme-Messejahr gewesen, wie wir es nur alle vier Jahre erleben. Denn unsere Kunden hatten uns für viele große Messen als Dienstleister gebucht – unter anderem für die DRUPA, die im Juni 2020 in Düsseldorf stattfinden sollte.

Seit Ende Februar wurden coronabedingt jedoch sämtliche Messen abgesagt. Seitdem haben wir einen Auftrag nach dem anderen verloren – und damit den gesamten geplanten Umsatz. Konkret bedeutet das alleine für das laufende Jahr 2020 einen Ausfall von fünf Millionen Euro. Das entspricht rund zwei Drittel unseres Jahresumsatzes.

Ein Ende des Schreckens ist noch nicht in Sicht. Denn bis Ende Oktober sind alle Großveranstaltungen verboten. Wie es dann weitergeht, weiß niemand. Denn Messen benötigen einen gewissen Vorlauf. Ein halbes Jahr Planung sind die Regel. Momentan sind jedoch alle Aussteller verunsichert. Selbst wenn es von Seiten der Behörden weitergehen dürfte, weiß niemand wie.

Hygienekonzepte und Catering auf Messen

Welche Hygienekonzepte müssen umgesetzt werden? Wird es überhaupt in absehbarer Zeit Messen geben? Das heißt sehr wahrscheinlich für uns, dass vor dem Frühjahr 2021 nichts gehen wird. Und das wäre schon der Best Case.

Kurzarbeit, Alltag und Corona

Unsere 30 Mitarbeiter sind (bis auf Azubis und duale Studenten) in Kurzarbeit. Dort, wo sonst betriebsame Hektik rund um Events, Messen und Veranstaltungen unser Arbeitsleben bestimmt, herrscht jetzt gähnende Leere. Sämtliche Fixkosten wurden heruntergefahren: Fahrzeuge abgemeldet, Versicherungen beitragsfrei gestellt, Lizenzen gekündigt, Gebäudereinigung, Gärtner, Postservice – sie alle haben wir bis auf Weiteres abbestellt. Wir haben unser Unternehmen in eine Art Dornröschenschlaf versetzt. Etwas dramatischer könnte man es auch ein künstliches Koma nennen.

Mieten, Leasing und Gehälter – Jobs Eventbranche

Doch nicht alles, was Geld kostet, können wir so einfach abbestellen oder kündigen. Vieles läuft weiter. Dazu gehören unter anderem Mieten, Leasinggebühren und die Gehälter der Kollegen, die – zumindest teilweise – noch arbeiten.

Eventbranche und Corona in Deutschland

Dabei haben wir noch das Glück, dass es uns bereits seit über 20 Jahren gibt und wir als grundsolides Unternehmen Rücklagen gebildet haben. Diesen langen Atem können sich viele in unserer Branche schlicht nicht leisten. Doch langsam schmilzt auch dieses Polster dahin. Und nachdem wir intensiv gerechnet haben, steht fest: Ein Jahr halten wir durch – doch dann gehen hier die Lichter aus. Das aus unserer Sicht Dramatische: Ein grundsolides Unternehmen steht durch Corona vor einer völlig ungewissen Zukunft. Es fehlt die Perspektive.

Soforthilfe Corona

Von den staatlichen Hilfen haben wir bisher die Soforthilfe NRW beantragt und auch erhalten. Sie beträgt einmalig 25.000 Euro – deckt jedoch nicht einmal die Fixkosten für einen Monat. Wir haben Steuerstundungen beantragt, was auch bewilligt wurde. Inzwischen haben wir die Steuern jedoch bezahlt – denn noch sind wir ja liquide.

Bevor die Lichter ausgehen

Anders als andere Branchen hat die Veranstaltungsbranche keine laute Lobby. Dazu ist sie zu heterogen. Wir beschäftigen aber mit allen Gewerken mehr Menschen als die Automobil- und Baubranche zusammen! Und uns hat es tatsächlich am härtesten getroffen. Wir waren die ersten, die heruntergefahren wurden und werden – so wie es aktuell aussieht – die letzten sein, die wieder hochfahren dürfen. Das kommt einem Berufsverbot gleich. Um auf unsere Probleme aufmerksam zu machen, haben wir deswegen in der Nacht vom 22. auf den 23. Juni 2020 an der Aktion „night of light“ teilgenommen. Deutschlandweit wurden dazu 9.000 prominente Gebäude rot angestrahlt, darunter unser Firmensitz, der alte Erkrather Bahnhof.

Johannes Dähnert

CSO, CCO, CHRO, Partner, Rechtsanwalt, Fachanwalt für Handels- und Gesellschaftsrecht

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