
27. November 2025
BFH-Beschluss zur Besteuerung von Einzweck-Gutscheinen nach Inkrafttreten der Gutschein-Richtlinie
Inhaltsverzeichnis
Mit Gutscheinen – insbesondere für digitale Inhalte – ist steuerlich längst nicht alles so einfach, wie es scheint. Der Bundesfinanzhof (BFH) hat mit seinem aktuellen Beschluss vom 25.06.2025, XI R 14/24 (XI R 21/21) klargestellt, wann ein Gutschein als Einzweck-Gutschein gilt – und damit bereits beim Verkauf umsatzsteuerpflichtig wird. Das Urteil hat erhebliche Bedeutung für Onlinehändler und Unternehmen, die Guthabenkarten oder digitale Gutscheine vertreiben.
Wie unterscheidet der BFH zwischen Einzweck- und Mehrzweck-Gutscheinen?
Der BFH stellt klar: Ob ein Gutschein als Einzweck-Gutschein (§ 3 Abs. 14 UStG) oder als Mehrzweck-Gutschein (§ 3 Abs. 15 UStG) einzustufen ist, entscheidet sich zum Zeitpunkt der Ausstellung. Maßgeblich ist, ob zu diesem Zeitpunkt Ort der Leistung und Steuersatz bereits feststehen.
Nur wenn beides eindeutig bestimmbar ist, liegt ein Einzweck-Gutschein vor – und die Umsatzsteuer entsteht sofort bei der Ausgabe.
Beim Mehrzweck-Gutschein hingegen wird die Steuer erst bei Einlösung fällig, weil erst dann klar ist, welche Leistung tatsächlich bezogen wird.
Guthabenkarten für digitale Inhalte: Warum der BFH die sog. „X-Cards" als Einzweck-Gutscheine wertete
Im Streitfall vertrieb eine deutsche Gesellschaft sogenannte „X-Cards", also Guthabenkarten zum Aufladen von Nutzerkonten für digitale Inhalte eines internationalen Netzwerks. Die Karten trugen eine Länderkennung „DE" und waren für Kunden mit deutschem Nutzerkonto bestimmt. Die Klägerin behandelte die Verkäufe als nicht steuerbare Umsätze – das Finanzamt und schließlich der BFH sahen das anders.
Da sowohl der Leistungsort (Deutschland) als auch der Steuersatz (19 %) bei Ausgabe der Gutscheine feststünden, wertete der BFH die Karten als Einzweck-Gutscheine. Damit sei die Umsatzsteuer bereits bei der Übertragung der Karten geschuldet gewesen.
Auch für den EuGH die entscheidende Frage: Sind Ort und Steuerhöhe bereits bei Ausstellung des Gutscheins eindeutig?
Der BFH stützt sich auf das EuGH-Urteil vom 18. April 2024 (C-68/23). Danach hängt die Einstufung eines Gutscheins ausschließlich von den in der Richtlinie festgelegten Kriterien ab – insbesondere davon, ob Ort und Steuerhöhe bereits bei Ausstellung eindeutig sind.
Unerheblich ist, ob der Gutschein später über Zwischenhändler weitergegeben oder in anderen EU-Staaten gehandelt wird. Auch mögliche Nutzungen im Ausland (z. B. bei Umzug des Kunden) würden keine Rolle spielen, da der Zeitpunkt der Ausgabe entscheidend sei.
Was sind die Konsequenzen für Unternehmen, die digitale Guthabenkarten oder Einlöse-Codes verkaufen?
Unternehmen, die digitale Guthabenkarten oder Einlöse-Codes vertreiben, müssen künftig sehr genau prüfen, ob es sich um Einzweck- oder Mehrzweck-Gutscheine handelt.
Stehen Ort der Leistung und Steuersatz von Beginn an fest, entsteht die Umsatzsteuer sofort.
Die bisher teilweise übliche Praxis, erst bei Einlösung zu versteuern, ist dann unzulässig – und kann zu Nachforderungen oder Betriebsprüfungsrisiken führen.
Warum Sie Ihre Gutscheinmodelle regelmäßig prüfen sollten – unsere Einschätzung
Der BFH bestätigt die strenge Auslegung der Gutscheinregelung: Für Einzweck-Gutscheine fällt die Umsatzsteuer bereits bei Ausgabe an. Händler sollten daher ihre Prozesse prüfen und dokumentieren, ob Ort und Steuersatz bei Ausstellung tatsächlich feststehen.
Eine genaue Abgrenzung ist entscheidend, um steuerliche Risiken und spätere Korrekturen zu vermeiden. Prüfen Sie regelmäßig Ihre Gutscheinmodelle – insbesondere bei digitalen Leistungen – und lassen Sie sich im Zweifel steuerlich beraten. So vermeiden Sie unnötige Nachzahlungen und bleiben rechtssicher aufgestellt. Sie haben Fragen zu Ihrem Gutschein-Vertrieb und steuerrechtlichen Risiken? Unser Steuerberater Marcus Sauer unterstützt Sie bei allen Ihren Anliegen. Nehmen Sie einfach Kontakt auf.






