Jahresrückblick 2025 Wirtschaftsprüfung

17. Dezember 2025

Hinter der Prüfung: Ein Blick auf das Wirtschaftsprüfungsjahr 2025

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Im Jahr 2025 war die Wirtschaftsprüfung von zahlreichen Herausforderungen geprägt. Wirtschaftliche Unsicherheiten, steigende Insolvenzzahlen sowie die Auswirkungen von Inflation und Energiepreisschwankungen stellten Unternehmen und Prüfer:innen gleichermaßen auf die Probe. Hinzu kamen wichtige regulatorische Neuerungen, besonders im Bereich der Nachhaltigkeitsberichterstattung, sowie ein starker Digitalisierungsschub, der neue Arbeitsweisen, Technologien und Datenanalyse-Tools in den Prüfprozess einführte. Wir laden Sie ein, gemeinsam mit uns das turbulente Jahr 2025 in der Wirtschaftsprüfung Revue passieren zu lassen.

ESG-Reporting im Wandel: Trilog-Verfahren und neue Anforderungen an die Prüfung

Im Jahr 2025 stand die Überarbeitung der EU-Vorgaben für Nachhaltigkeits- und ESG-Berichterstattung im Mittelpunkt. Das Trilog‑Verfahren zwischen Europäischem Parlament, Rat der EU und Kommission legt Pflichten, Schwellenwerte und Prüfanforderungen fest und wirkt sich direkt auf die Wirtschaftsprüfung aus.

CSRD und ESRS: Vereinfachung der Nachhaltigkeitsberichterstattung in Sicht?

Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) verpflichtet viele Unternehmen zur regelmäßigen ESG-Berichterstattung, ergänzt durch verpflichtende Prüfungen. Diskutiert wurden unter anderem Schwellenwerte, etwa ab 1.750 Mitarbeitenden oder 450 Mio. € Umsatz. Für Unternehmen bleibt damit Unsicherheit über die genauen Pflichten bestehen, solange das Trilog-Verfahren nicht abgeschlossen ist.

Zusätzlich legte die EFRAG im Jahr 2025 einen Entwurf für vereinfachte European Sustainability Reporting Standards (ESRS) vor, die sogenannten „simplified ESRS“. Diese Entwürfe reduzieren die Berichtspflichten deutlich und sollen den Aufwand für Unternehmen verringern. Anfang Dezember 2025 übergab EFRAG ihren technischen Vorschlag an die Europäische Kommission. Ob und wann die Standards verbindlich werden, hängt nun vom formalen Adoptionsprozess der Kommission ab. Inwieweit sich die Umsetzung auf Unternehmen und Prüfungsprozesse auswirkt, lässt sich daher erst in den folgenden Jahren vollständig abschätzen.

Für Wirtschaftsprüfer:innen bedeutet dies, dass ESG-Kompetenzen und Prüfverantwortung weiterhin entscheidend sind, da die Pflichtprüfung der Nachhaltigkeitsberichte bestehen bleibt. Das Trilog‑Verfahren und die vereinfachten ESRS markieren damit einen Wendepunkt für das ESG-Reporting, und 2025 war ein Übergangsjahr, das Unternehmen und Prüfer:innen vor neue Herausforderungen stellte.

Insolvenzen auf Rekordniveau: Verschärfte Anforderungen an Going-Concern-Prüfungen

In Deutschland hat sich 2025 eine spürbare Insolvenzwelle abgezeichnet: Im ersten Halbjahr verzeichneten die Amtsgerichte insgesamt 12.009 beantragte Unternehmensinsolvenzen, was einem Anstieg von 12,2 % gegenüber dem gleichen Zeitraum 2024 entspricht. Damit erreichte die Zahl der Firmenpleiten den höchsten Halbjahreswert seit Jahren. Besonders betroffen waren Branchen wie Bau, Gastgewerbe, Verkehr/Lager und Dienstleistungen.

Für Wirtschaftsprüfer:innen ergibt sich dadurch eine kritischere Lage: Die steigende Zahl von Insolvenzen verlangt erhöhte Aufmerksamkeit bei Going-Concern-Prognosen, Rückstellungen und Risiken. Gerade bei Unternehmen mit fragiler Liquidität oder schwankender Auftragslage sind konservative Bewertungen und ausreichende Liquiditätsreserven entscheidend.

Digitalisierung der Wirtschaftsprüfung: KI, Datenanalyse und neue Prüfungsansätze

Neben regulatorischen und wirtschaftlichen Entwicklungen brachte 2025 auch entscheidende Fortschritte in der Digitalisierung der Wirtschaftsprüfung. Der verstärkte Einsatz von KI-gestützten Analysetools, automatisierter Datenvalidierung und cloudbasierter Prüfplattformen führte zu effizienteren Prozessen und eröffnete neue Möglichkeiten in der Risikobeurteilung.

Viele Wirtschaftsprüfungsgesellschaften investierten in den Ausbau digitaler Kompetenzen, um komplexe Datenlandschaften besser zu beherrschen und Fraud-Risiken frühzeitig zu erkennen. Gleichzeitig stieg der Druck, Mitarbeitende weiterzubilden und Datenschutzvorgaben zu erfüllen. Der technologische Wandel stellte damit zwar eine Herausforderung dar, wurde aber 2025 zunehmend als strategische Chance wahrgenommen.

Unsere Einschätzung und Ausblick: Was 2026 für die Wirtschaftsprüfung bereithält

Für das kommende Jahr deutet sich an, dass die Transformation der Branche weiter an Fahrt aufnehmen wird. Die Finalisierung der simplified ESRS und das Ende des Trilog-Verfahrens werden Klarheit in die ESG-Berichterstattung bringen und damit die Prüfprozesse stabilisieren. Zugleich rechnen viele Expertinnen und Experten damit, dass das Insolvenzniveau hoch bleibt – ein Faktor, der auch 2026 erhöhte Sorgfalt bei Going-Concern-Prüfungen erforderlich macht.

Auch im Bereich der Digitalisierung wird 2026 zum Schlüsseljahr: Der Einsatz von generativer KI, Data-Analytics-Tools und automatisierten Workflows wird weiter zunehmen. Wirtschaftsprüfer müssen sich darauf einstellen, technologische Kompetenzen stärker in ihre Arbeit einzubinden und Mandanten in Zeiten volatiler Märkte mit fundierten Analysen zu unterstützen.

Fest steht: Die Wirtschaftsprüfung bleibt ein Feld im Wandel – und 2026 wird ein Jahr, das diesen Wandel weiter prägt.

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Thilo Marenbach

Partner, Vorstand, Wirtschaftsprüfer, Steuerberater, Sustainability Auditor

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