16. Mai 2022

Vorschlag für Soziale Taxonomie der Platform on Sustainable Finance (PSF)

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Die Platform on Sustainable Finance (PSF) ist eine ständige Expertengruppe der Europäischen Kommission. Sie wurde zur Unterstützung und zur Entwicklung einer nachhaltigen Finanzpolitik eingerichtet. Sie hilft auch bei der der Umsetzung der EU-Taxonomie. Das Gremium macht Vorschläge zur Regulierung nachhaltiger Finanzierungen und bezieht sich dabei auf einen Prozess der Umwelt-, Sozial- und Governance-Überlegungen (ESG) bei Investitionsentscheidungen berücksichtigt. Das langfristige Ziel der EU-Taxonomie sind mehr Investitionen in nachhaltige wirtschaftliche und soziale Aktivitäten und Projekte um die nachhaltige Transformation der Wirtschaft zu erreichen.

Diese vier Aufgaben hat die Sustainable Finance Platform (PSF)

  1. Die PSF entwickelt technische Bewertungskriterien weiter, die nachhaltige Standards festlegen.
  2. Sie entwickelt die Taxonomie weiter, mit der soziale Ziele erfasst werden. Darüber hinaus werden erheblich umweltschädigende Aktivitäten klassifiziert.
  3. Die Plattform beobachtet Kapitalbewegungen in nachhaltige Investitionen und die unternehmerische Berichterstattung darüber.
  4. Sie berät die Kommission zur nachhaltigen Finanzpolitik

Soziale Investitionen zwingend erforderlich

Neben der bereits seit dem 12. Juli 2020 in Kraft getretenen EU-Taxonomie-Verordnung  soll die soziale Taxonomie ein weiterer Baustein zur Schaffung einer EU-weiten nachhaltigen Wirtschaft werden. Soziale Investitionen sind erforderlich, um die Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen bis zum Jahr 2030 und den in Artikel 3 des Vertrags über die EU verankerten sozialen Binnenmarkt zu erreichen.

Die Taxonomie des Sozialen nimmt Form an

Das PSF-Gremium hat bereits im Februar 2022 seinen Abschlussbericht zur Struktur der Sozialen Taxonomie veröffentlicht. Hierbei handelt es sich zunächst um einen Vorschlag, der noch umzusetzen ist. Ziele der vorgeschlagenen sozialen Taxonomie sind die Schaffung „anständiger Arbeitsverhältnisse“ („decent work“) entlang der Wertschöpfungskette, adäquater Lebensstandards und Wohlbefinden für Endverbraucher:innen, sowie die Schaffung nachhaltiger Gemeinschaften und Gesellschaften. Darüber hinaus sollen die sozialen Auswirkungen der Transformation zur nachhaltigen Wirtschaft innerhalb der EU aufgrund des erwartbaren Verlustes von Arbeitsplätzen abgefedert werden.

Role-Model für die soziale Taxonomie ist die EU-Taxonomie

Die Regelungen der sozialen Taxonomie sehen jedoch keine staatlichen Programme vor. Stattdessen sollen die Unternehmen entsprechende Fort- und Weiterbildungsangebote an ihre Mitarbeiter:innen machen, um diese auf zukünftige Aufgaben vorzubereiten. Dass unternehmerische Investitionen in taxonomisch gewünschte Bereiche umgeleitet werden, setzt den beabsichtigten Wandel voraus.

Was zeichnet ein soziales Investment aus?

Es gibt zwei Hauptunterschiede zwischen Umwelt- und Sozialtaxonomie:

  1. Während Wirtschaftsaktivitäten häufig eher abträglich für die Umwelt sind, können sie eher positive soziale Auswirkungen haben, wenn dadurch „anständige“ Arbeitsplätze entstehen sowie außerdem Steuern und Sozialabgaben steigen und die Produktion von gesellschaftlich nützlichen Gütern zunimmt.
  2. Umweltbelange werden hingegen eher wissenschaftlich beurteilt, während soziale Aspekte anhand internationaler Standards gemessen und ausgerichtet  werden.

Stakeholder der sozialen Taxonomie sind sowohl die eigenen Mitarbeiter:innen als auch die Mitarbeiter:innen entlang der Wertschöpfungskette. Des Weiteren werden einzelne Verbraucher:innen und ganze Gesellschaften entlang der Wertschöpfungskette mit betrachtet. Die praktischen Ziele sind:

  • Gesundheit und Sicherheit
  • Krankenversorgung
  • Wohnraum
  • Faire Löhne,
  • Anti-Diskriminierung,
  • Gesundheit der Verbraucher:innen,
  • Lebenswerte Gemeinschaften

Unsere Einschätzung

Soziale Standards rücken neben Umweltstandards im Rahmen des unternehmerischen Handelns in den Vordergrund. Unternehmen müssen sich auf diese Anforderungen vorbereiten. Die geforderten Aktivitäten sind für viele Betriebe sicherlich selbstverständlich und im ureigensten Interesse. Unternehmen, die Teil einer Wertschöpfungskette sind, die anfällig für soziale Missstände ist (beispielsweise Kinderarbeit in der Textilindustrie) müssen sich (weiterhin) engagieren, um diese Missstände zu bekämpfen. Andernfalls wird sich ihr Zugang zu Finanzierungen erschweren.

Haben Sie Fragen zur Taxonomie des Sozialen, den Themen Platform on Sustainable Finance (PSF), der EU-Taxonomie oder zu Sozial- und Governance-Überlegungen (ESG)? Dann kommen Sie jederzeit gerne auf uns zu!

Thilo Marenbach

Partner, Vorstand, Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, Sustainability Auditor

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