Gastbeitrag: Betriebliche Altersvorsorge - Einfach motivierend
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10. April 2024

Gastbeitrag: Betriebliche Altersvorsorge – Einfach motivierend

Kategorien: Steuerberatung

Inhaltsverzeichnis

Aus Sicht eines/einer Arbeitgeber:in stellt sich eigentlich nicht die Frage, ob eine betriebliche Altersvorsorge (bAV) eingerichtet werden soll, sondern eher wie. Welchen Mehrwert will das Unternehmen für sich und die Mitarbeitenden erzielen? Es geht also um die konzeptionelle Ausgestaltung zur Erreichung der personalpolitischen Ziele. Worauf Sie achten müssen, erfahren Sie hier.

Was ist betriebliche Altersvorsorge?

Bei einer betrieblichen Altersvorsorge handelt es sich um eine soziale Leistung des/der Arbeitgeber:in. Auf diese haben Mitarbeitende durch Entgeltumwandlung einen Rechtsanspruch nach dem Gesetz zur Verbesserung der betrieblichen Altersversorgung (BetrAVG). Damit kümmern sich Firmen nicht nur um das Hier und Jetzt, sondern auch um die künftige Absicherung ihrer Mitarbeitenden. Auf der anderen Seite ist es eine arbeitsrechtliche Zusage an die Mitarbeitenden, für die die Firma einstehen muss.

Insgesamt geht es um die Kombination von erlebbaren Mehrwerten im Alter (bAV), und um erlebbare Mehrwerte schon heute beispielsweise durch eine betriebliche Krankenversicherung (bKV). Über die bKV werden Sie in späteren Blogbeiträgen noch lesen.

Was sind die Vorteile betrieblicher Altersvorsorge?

Dabei ist die betriebliche Altersvorsorge aus zwei Gründen besonders attraktiv für Mitarbeitende und Unternehmen: 

  1. Die erodierenden Leistungen aus den Sozialversicherungen schaffen für die Mitarbeitenden ein Problem.
  2. Das Unternehmen macht sich für Mitarbeitende attraktiv und löst damit gleichzeitig Teile des Altersvorsorgeproblems der Mitarbeitenden.

Aus der Sozialversicherung (hier: gesetzliche Rentenversicherung) können die Mitarbeitenden immer weniger Leistungen erwarten. So ist das Rentenniveau von 52,9 Prozent im Jahr 2000 auf 48 Prozent im Jahr 2023 gesunken. Nach Annahme der Deutschen Rentenversicherung Bund wird das Niveau aller Voraussicht nach weiter auf 45,8 Prozent im Jahr 2035 sinken.

Die Sorge der Mitarbeitenden um ihre eigene Absicherung gibt der bAV eine enorme Bedeutung und Wertigkeit. Damit haben es Firmen in der Hand, ob und wie sie ihre Mitarbeitenden motivieren möchten und wie stark die Bindungskraft sein soll. Es gilt der Grundsatz: Je mehr der/die Arbeitgeber:in unterstützt, desto stärker fällt die Wirkung aus.

Rente ohne betriebliche Altersvorsorge: Ein Beispiel

Derzeit liegt die durchschnittliche Altersrente für sogenannte Eckrentner:innen bei 1.543 Euro brutto vor Steuern und Sozialabgaben. Auch die Inflation muss berücksichtigt werden.

Sie ist das Ergebnis nach 45 Jahren Beitragszahlung auf dem Niveau des Durchschnittseinkommens (2023: 43.142 Euro pro Jahr brutto/3.595 Euro pro Monat brutto). Ob eine Berechnung der Durchschnittsrente auf der Basis von 45 Jahren mit gleichem Einkommen realistisch ist, bleibt dahingestellt. Die tatsächliche Rente fällt aufgrund geringerer Entgelte oder weniger Versicherungsjahren in der Regel niedriger aus.

Durch das Beispiel wird jedoch deutlich: Es muss zusätzlich vorgesorgt werden, um den Lebensstandard auch im Ruhestand halten zu können. Gleichzeitig sollten Arbeitnehmer:innen auch die Absicherung im Falle einer Invalidität oder im Todesfall berücksichtigen, da die Erwerbsminderungs- und Hinterbliebenenleistungen in der gesetzlichen Rentenversicherung ebenfalls von Entgelt und Versicherungszeiten abhängen. Ein zusätzlicher Schutz ist notwendig. Auch in diesen Bereichen können sich Arbeitgeber:innen im Kampf um Bewerbende vom Wettbewerb positiv abheben.

Betriebliche Altersvorsorge: Wozu sind Arbeitgeber:innen verpflichtet?

In der bAV sind dem Engagement des/der Arbeitgeber:in quasi keine Grenzen gesetzt. Bei der Finanzierung einer bAV müssen Arbeitgebende den Mitarbeitenden – gesetzlich vorgeschrieben – mindestens die Entgeltumwandlung ermöglichen. In Abhängigkeit der umgewandelten Entgelte und der Umsetzung einer bAV muss sich der/die Arbeitgeber:in bei eingesparten Sozialversicherungsbeiträgen in Höhe von mindestens 15 Prozent bezogen auf den Umwandlungsbetrag beteiligen.

Dazu ein Beispiel: Mitarbeitende wandeln 100 Euro pro Monat in eine Direktversicherung um. Der/die Arbeitgeber:in spart dabei ca. 20 Prozent Sozialversicherungsbeiträge. Folglich erhöht der/die Arbeitgeber:in das umgewandelte Entgelt um mindestens 15 Prozent, also 15 Euro. Die Mitarbeitenden können so im Ergebnis 115 Euro pro Monat brutto in die Direktversicherung einbringen.

Nur mit einer gesetzlichen Bezuschussung von 15 Prozent hebt sich ein Unternehmen jedoch nicht positiv hervor. Um sich positiv abzusetzen, sind höhere Zuschüsse förderlich.

Was ist der Vorteil eines höheren Zuschusses zur bAV?

Firmen, die ihre Mitarbeitenden motivieren und unterstützen möchten, wählen den Weg einer höheren Bezuschussung zur bAV. So eine Vorgehensweise hat den Vorteil, dass die Eigenvorsorge der Mitarbeitenden durch eine Entgeltumwandlung mit einem höheren, prozentualen Beitrag unterstützt wird. Dies motiviert Mitarbeitende, an einer bAV teilzunehmen und damit auch die Bindungswirkung an den Betrieb. 

Der/die Arbeitgeber:in könnte beispielsweise zusagen, dass er/sie jede Entgeltumwandlung mit einem 50-prozentigen Arbeitgeberzuschuss unterstützt. In diesem Beispiel könnten Mitarbeitende und Arbeitgeber:in gemeinsam 150 Euro pro Monat (100 Euro Entgeltumwandlung und 50 Euro Arbeitgeberzuschuss) in eine bAV zahlen. Ein Zuschuss von 50 oder 100 Prozent sieht auf den ersten Blick teuer aus. Bei genauer Betrachtung werden aber die Refinanzierung  durch die Sozialversicherungsersparnis und der Kostenvorteil gegenüber einer reinen Bruttolohn-Erhöhung sichtbar. 

Gibt es alternative Modelle in der betrieblichen Altersvorsorge?

Einen Schritt weiter gehen Modelle, die rein arbeitgeberfinanzierte Beitragszahlungen vorsehen. Der/die Arbeitgeber:in macht deutlich, dass er/sie neben der Gehaltszahlung seine Mitarbeitenden auch sozial absichern möchte. Dies ist eine in die Zukunft gerichtete Wertschätzung, die mit jedem Jahr der Betriebszugehörigkeit eine höhere Bindungswirkung entfaltet. So können neue Mitarbeitende geworben und erfahrene Mitarbeitende an das Unternehmen gebunden werden. Die Festlegung, wie eine arbeitgeberfinanzierte bAV gestaltet wird, ist natürlich von den betrieblichen Umständen und Zielen abhängig. Fragen der Finanzierung, der Festlegung des Empfängerkreises, wie auch der Ausgestaltung von Beitrag und Leistung sind von Bedeutung. Hier können Unternehmen zum Beispiel Beiträge nach Firmenzugehörigkeit staffeln. Damit wird die Betriebstreue belohnt. Ganz nach dem Motto: Wer länger im Unternehmen bleibt, bekommt mehr Betriebsrente. 

Unsere Einschätzung

Möchten Sie in Ihrem Unternehmen ein bAV-Versorgungswerk einrichten, so empfehlen wir eine umfassende Beratung dazu. Gerne unterstützen wir Sie dabei.

Über den Autor

Thorsten Schöcke arbeitet seit September 1996 für Swisslife-Select. Nachdem er anfangs in der Privatkundenberatung tätig war, hat er sich 1999 auf Firmenkundenberatung spezialisiert.

Seit vielen Jahren unterstützt er mit seinen Partner:innen im KompetenzCenter für betriebliches Versorgungsmanagement in Dortmund Unternehmen beim Einrichten von Versorgungswerken.

Die Herausforderungen der Arbeitgeber:innen sind heutzutage immens. Mit intelligenten Lösungen im Bereich des betrieblichen Versorgungsmanagements können Herausforderungen jedoch ideal begegnet werden.

Gastbeitrag: Betriebliche Altersvorsorge - Einfach motivierend - betriebliche Altersvorsorge - Schoecke

 

 

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