20. Mai 2020

Vertrieb und Beschaffung nach der Corona-Krise

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Karl-Josef Laumann hat es Anfang März wie folgt ausgedrückt: „Man darf in der Krise nie die große Systemdebatte anfangen. Aber man muss in der Krise einen Zettel haben, auf dem man alles aufschreibt, was man nach der Krise nicht vergessen darf.” Diese Aussage Laumanns aus der Talksendung „Hart aber fair” nehmen wir zum Anlass einer kleinen Serie, in der wir fragen: „Was mache ich nach Corona anders?” Im zweiten Teil widmen wir uns den Veränderungen in der Beschaffung und dem Vertrieb.

Aus Sicht des Wirtschaftsprüfers, der sich im Rahmen von Jahres- und Konzernabschlussprüfungen mit den Fortführungsprognosen der Unternehmen befasst, sind solche Überlegungen immer wichtig.
Es kommt hierbei insbesondere auf die praktische Umsetzung an, weshalb wir uns Gedanken gemacht haben, was nach der Corona-Krise konkret auf einem solchen Zettel stehen könnte.

Teil 2: Vertrieb und Beschaffung nach der Corona-Krise

Nachdem wir uns im ersten Teil mit der Liquidität mittels Cashmanagement widmeten, beschäftigen wir uns im zweiten Teil damit, wie Sie Ihre Vertriebswege und Lieferketten auch für solche Fälle nachhaltig aufbauen können.

Online-Handel als pandemiesicherer Vertriebsweg

Der Einzelhandel hat die Schutzmaßnahmen zur Eindämmung der Pandemie wie kein anderer Wirtschaftszweig gespürt. Viele Geschäfte mussten schließen. Eines der prominentesten Beispiele dürften die Karstadt-Kaufhof-Filialen gewesen sein.

Einzelhändler jedoch, die sich bereits vor der Krise einen Online-Handel als zweiten Vertriebsweg zugelegt hatten, waren in der Lage, wenigstens einen Teil ihres Geschäfts auch während der Krise offen zu halten. So haben beispielsweise viele Autohändler in den sozialen Medien damit geworben, dass auch während des Lockdowns ein Autokauf zu stark vergünstigten Konditionen möglich ist.

Auch wenn hierdurch keine vollständige Kompensation der Einnahmeausfälle aus dem Ladengeschäft gelungen ist, so bestand doch die Möglichkeit, den Umsatzausfall abzumildern.

Die Diversifikation der Absatzkanäle ist eine wichtige Aufgabe für die Zukunft. Ein eigener Online-Shop oder der Vertrieb über etablierte virtuelle Verkaufsplattformen hat schon vor Corona für viele Unternehmen die Möglichkeit geboten, ihren Kundenstamm überregional zu erweitern. Die Krise hat nun gezeigt, dass solch eine Strategie für Unternehmen überlebenswichtig sein kann.

Lieferketten auf der Beschaffungsseite

Corona hat bewiesen, dass Deutschland bei bestimmten Produkten nahezu vollständig von Lieferketten aus China abhängig ist. Insbesondere bei Arzneimittel-Generika und bei Hygiene-Artikeln ließ sich das beobachten. Darüber hinaus waren aber auch viele Unternehmen in Deutschland nicht in der Lage, die Produktion aufrecht zu erhalten, da notwendige Vorprodukte oder Komponenten nicht mehr verfügbar waren.

Zwar hat es in der Vergangenheit für einen professionellen Einkauf immer dazu gehört, sich von einzelnen Zulieferern nicht abhängig zu machen. Die letzten Monate haben jedoch gezeigt, dass dies in vielen Bereichen in den letzten Jahren nur noch mit Einschränkungen gegolten hat. Der Wettbewerb hat auf manchen Märkten offenbar dazu geführt, dass die Risiken aus dem Single-Sourcing (sei es nun von tatsächlich einem einzelnen Lieferanten oder aus einer einzelnen, bestimmten Weltregion) offenbar nicht mehr abgesichert worden sind.

Neben der Erweiterung der Vertriebswege, dürfte auch die Überprüfung der Lieferantenseite Aufmerksamkeit erfordern. Global-Sourcing ist sicherlich weiterhin eine valide Strategie. Es sollte jedoch auch stets in Betracht gezogen werden, dass mindestens ein etablierter Lieferant in der geografischen Nähe und möglichst im eigenen Land liegen sollte.

Fazit

Corona hat bewiesen, dass die Welt in mancher Hinsicht tatsächlich ein Dorf ist. Sonst hätte sich das Virus nicht mit einer solchen Rasanz weltweit verbreiten können.

Auf der anderen Seite ist aber auch festzustellen, dass Landesgrenzen weiterhin existieren und diese plötzlich nicht mehr passierbar sind. Warenströme, die sonst sehr zuverlässig gewesen sind, fallen plötzlich aus.

Gleichzeitig stellen wir fest, dass Infektionsschutz bedeuten kann, dass Geschäfte, die auf Publikumsverkehr angewiesen sind, plötzlich 100 Prozent ihrer Einnahmen verlieren, da keine Kunden mehr kommen dürfen.

All diese Effekte sollten Sie in zukünftige Planungen mit einbeziehen.

Thilo Marenbach

Partner, Vorstand, Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, Sustainability Auditor

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