6. Januar 2025
EU-Mercosur-Abkommen: Neue Chancen für den europäisch-lateinamerikanischen Wirtschaftsaustausch
Inhaltsverzeichnis
- Ein Lichtblick für den europäisch-lateinamerikanischen Wirtschaftsaustausch
- Marktzugang und Handelsliberalisierung
- Zölle und Tarife
- Das sagen unsere Netzwerkpartner:innen und Kolleg:innen
- Investitionsschutz und rechtliche Rahmenbedingungen
- Transparenz und Rechtsstaatlichkeit
- Nachhaltigkeit und Umweltschutz
- Chancen für grüne Technologien
- Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit
- Innovation und Forschung
- Unsere Einschätzung
- Kontaktformular
Nach Jahren des Verhandelns nun Realität: Das EU-Mercosur-Abkommen
Ein Lichtblick für den europäisch-lateinamerikanischen Wirtschaftsaustausch
Mit Mercosur (Mercado Común del Sur – Gemeinsamer Markt des Südens) wird eine internationale Wirtschaftsorganisation in Lateinamerika bezeichnet.
Gegründet 1991, umfasst sie über 260 Millionen Menschen, 72% der Fläche Südamerikas und erwirtschaftet ein Bruttoinlandsprodukt (BIP) von etwa 2,4 Billionen US-Dollar (Stand 2020).
Nach jahrelangen, mitunter kontroversen Verhandlungen haben nunmehr die Hauptstaaten des Mercosur und die EU ein weitreichendes Freihandelsabkommen geschlossen und damit ein neues Kapitel in den Wirtschaftsbeziehungen aufgeschlagen.
Das EU-Mercosur-Abkommen, das die Europäische Union (EU) mit Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay verbindet, verspricht zahlreiche wirtschaftliche und rechtliche Vorteile für Unternehmen in Europa und Lateinamerika. In diesem Beitrag erläutern wir die wichtigsten Aspekte und wie sie Ihren Mandant:innen zugutekommen können.
Marktzugang und Handelsliberalisierung
Das Abkommen schafft einen der weltweit größten Freihandelszonen mit über 780 Millionen Einwohner:innen. Es beseitigt Zölle auf über 90% des bilateralen Handels. Für EU-Unternehmen bedeutet dies Einsparungen von rund 4 Milliarden Euro jährlich an Zöllen. Der verbesserte Marktzugang ermöglicht es europäischen Firmen, ihre Produkte und Dienstleistungen wettbewerbsfähiger in den Mercosur-Ländern anzubieten.
Zölle und Tarife
Die EU senkt ihre Zölle auf viele Agrar- und Non-Food-Produkte, während Mercosur ebenfalls Zollvergünstigungen für europäische Industriegüter gewährt. Dies ist in Artikel 2.2 und Artikel 6 des Abkommens festgelegt. Insbesondere die Automobil- und Maschinenbauindustrie profitieren von diesen Regelungen, da sie ihre Produkte einfacher und günstiger in die vor allem wachstumsstarken Märkte der Mercosur-Staaten einführen können.
Das sagen unsere Netzwerkpartner:innen und Kolleg:innen
Marcelo Caiafa, Certified Public Accountant (CPA) und Audit Partner bei Ecovis Uruguay, hebt hervor:
The EU – Mercosur agreement represents a great opportunity for companies in both regions by eliminating various tariffs that burden current trade and benefiting from policies that ensure safe and beneficial trade for both sides.
The agreement, in turn, is very promising as it is complemented by other legal provisions that promote trade and development of activities, such as tax agreements to avoid double taxation between Uruguay and countries such as Germany, Belgium, Denmark, Spain, Italy, Portugal, among others. Likewise, for companies that have investments or plan to invest in Uruguay, there are important tax incentives, so this agreement represents a great opportunity to enhance commercial activity between both blocks.”
Übersetzt:
“Das EU-Mercosur-Abkommen bietet Unternehmen in beiden Regionen eine großartige Gelegenheit, Handelshemmnisse abzubauen und von politischen Rahmenbedingungen zu profitieren, die einen sicheren und gegenseitig vorteilhaften Handel fördern. Zusätzlich wird das Abkommen durch wichtige rechtliche Bestimmungen ergänzt, die den Handel und die wirtschaftliche Entwicklung unterstützen, darunter Steuerabkommen zur Vermeidung der Doppelbesteuerung mit Ländern wie Deutschland, Belgien, Dänemark, Spanien, Italien und Portugal. Für Unternehmen, die in Uruguay investieren oder eine Investition planen, bieten sich darüber hinaus attraktive steuerliche Anreize. Insgesamt schafft dieses Abkommen eine hervorragende Grundlage, um die Handelsaktivitäten zwischen den beiden Wirtschaftsräumen deutlich zu intensivieren.”
Investitionsschutz und rechtliche Rahmenbedingungen
Das Abkommen schafft stabilere und vorhersehbarere Regeln für Handel und Investitionen. Es enthält Bestimmungen zum Schutz geistigen Eigentums, einschließlich geografischer Herkunftsangaben, sowie zu Lebensmittelsicherheitsstandards und Wettbewerbsregeln. Dies bietet Unternehmen mehr Rechtssicherheit und fördert langfristige Investitionen.
Transparenz und Rechtsstaatlichkeit
Die Förderung von Transparenz und Rechtsstaatlichkeit ist ein weiteres wichtiges Element, wie in Artikel 8 und Artikel 9 des Abkommens festgelegt. Unternehmen können sich darauf verlassen, dass ihre Rechte geschützt sind und dass Rechtsstreitigkeiten fair und effizient behandelt werden. Diese Stabilität ist entscheidend für langfristige Investitionen.
Nachhaltigkeit und Umweltschutz
Das EU-Mercosur-Abkommen legt großen Wert auf nachhaltige Entwicklung und umweltfreundliche Praktiken mit verbindlichen Regeln zu Arbeit, Umwelt und Klima. Die Parteien verpflichten sich zur Umsetzung des Pariser Klimaabkommens und zur Einhaltung von Umweltschutzauflagen. Für die Mercosur-Länder beinhaltet dies auch Regeln gegen Entwaldung.
Chancen für grüne Technologien
Insbesondere in den Bereichen erneuerbare Energien und umweltfreundliche Technologien ergeben sich neue Geschäftschancen. Unternehmen, die innovative Lösungen anbieten, können von der wachsenden Nachfrage in den Mercosur-Staaten profitieren und ihre Marktanteile ausbauen.
Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit
Durch den verbesserten Marktzugang und die Reduzierung von Handelshemmnissen wird die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen gestärkt. Dies ist besonders wichtig angesichts des langsamen Wirtschaftswachstums und der sinkenden Wettbewerbsfähigkeit der EU auf globaler Ebene.
Innovation und Forschung
Die Zusammenarbeit zwischen der EU und Mercosur fördert den Austausch von Wissen und Technologien. Artikel 14 des Abkommens regelt die Zusammenarbeit in Forschung und Innovation, was Unternehmen die Möglichkeit bietet, von Joint Ventures und Forschungskooperationen zu profitieren.
Unsere Einschätzung
Das EU-Mercosur-Abkommen bietet vielfältige wirtschaftliche und rechtliche Vorteile für Unternehmen in Europa und Lateinamerika. Der verbesserte Marktzugang, der Investitionsschutz, die Förderung nachhaltiger Praktiken sowie die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit sind zentrale Aspekte, die Ihren Mandant:innen helfen können, erfolgreich in diesen dynamischen Märkten zu agieren. Es lohnt sich, die Chancen, die dieses Abkommen bietet, proaktiv zu nutzen und strategisch zu planen, um von den zahlreichen Möglichkeiten zu profitieren.
ECOVIS KSO und unsere lokalen Netzwerkpartner:innen unterstützen Sie bei der Beratung um verbesserte Marktzugänge, Kooperationen und Investitionen in Südamerika. Lesen Sie hier in Kürze, welchen Blick man von dort auf das Abkommen wirft und welche Chancen man ihm zuschreibt.
Lesen Sie den vollständigen Text des EU-Mercosur-Abkommens auf der offiziellen Website der Europäischen Kommission.