
5. März 2025
Neuer IDW-Standard zur Krisenfrüherkennung und -bewältigung nach § 1 StaRUG
In wirtschaftlich unsicheren Zeiten gewinnt die frühzeitige Erkennung und Bewältigung von Unternehmenskrisen zunehmend an Bedeutung. Das Institut der Wirtschaftsprüfer (IDW) hat dazu den Entwurf des neuen IDW Standards ES 16 veröffentlicht. Dieser konkretisiert die Anforderungen des § 1 Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetzes (StaRUG) an das Krisenfrüherkennungssystem von haftungsbeschränkten Unternehmen.
Warum ist das relevant?
Gemäß § 1 StaRUG sind Geschäftsleiter verpflichtet, die wirtschaftliche Entwicklung ihres Unternehmens kontinuierlich zu überwachen. Ziel ist es, bestandsgefährdende Risiken frühzeitig zu identifizieren und rechtzeitig Gegenmaßnahmen einzuleiten. Der IDW ES 16 legt dabei besonderen Fokus auf eine belastbare Unternehmensplanung, um drohende Krisen rechtzeitig erkennen, bewerten und steuern zu können.
Kerninhalte des IDW ES 16
- Frühzeitige Risikoerkennung: Unternehmen müssen ein Überwachungssystem implementieren, das kritische Entwicklungen frühzeitig sichtbar macht.
- Unternehmensplanung als Grundlage: Eine solide Planung mit einem Zeithorizont von 12 bis 24 Monaten ist essenziell, um Krisenszenarien abzubilden und Handlungsoptionen zu entwickeln.
- Identifikation von Krisenstadien: Der Standard beschreibt, wie sich Unternehmen von einer Stakeholder-Krise über eine Ertragskrise bis hin zu einer Liquiditätskrise entwickeln können.
- Pragmatische Umsetzung: Die Anforderungen sind skalierbar und richten sich nach der Unternehmensgröße. Weniger komplexe Unternehmen müssen einen angemessenen, aber nicht überbordenden Dokumentationsaufwand betreiben.
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Auswirkungen auf die Praxis
Der Entwurf des IDW ES 16 unterstreicht die Notwendigkeit einer vorausschauenden Steuerung und fordert Geschäftsleiter:innen auf, sich aktiv mit Krisenfrüherkennung zu befassen. Gleichzeitig betont er eine praxisnahe Umsetzung, die auch für mittelständische Unternehmen realisierbar ist.
Besonders in der aktuellen wirtschaftlichen Lage bietet dieser Standard wertvolle Orientierung, um rechtliche Risiken zu minimieren und die Fortführungsfähigkeit des Unternehmens sicherzustellen. Unternehmen sollten sich frühzeitig mit den neuen Anforderungen auseinandersetzen und ihre Planungs- und Überwachungsprozesse anpassen.
Unsere Einschätzung
Mit dem IDW ES 16 erhalten Unternehmen einen klaren Leitfaden für die rechtzeitige Erkennung und Bewältigung von Krisen. Ein proaktives Krisenmanagement kann entscheidend sein, um finanzielle Stabilität zu sichern und langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Wer jetzt handelt, schützt nicht nur das eigene Unternehmen, sondern auch Stakeholder und Mitarbeiter:innen vor den Folgen unerwarteter wirtschaftlicher Herausforderungen. Haben Sie weitere Fragen zum Thema, wenden Sie sich vertrauensvoll an Thilo Marenbach oder Bernhard Görg.