
15. April 2025
Steuerliche Behandlung von Ablösezahlungen bei Vorbehaltsnießbrauch – Was Sie jetzt wissen müssen
Wie können Sie Vermögen übertragen, ohne steuerliche Fallstricke zu riskieren? Das aktuelle BFH-Urteil zeigt überraschende Gestaltungsmöglichkeiten bei Nießbrauchsrechten und was Sie jetzt wissen müssen. Ein Praxiseinblick, der sich lohnt!
Der Bundesfinanzhof (BFH) hat mit einem Urteil (Az. IX R 5/24) vom 20. September 2024 Klarheit zur Besteuerung von Ablösezahlungen bei Vorbehaltsnießbrauchsrechten geschaffen. Dieser Fall ist besonders für Unternehmensnachfolgen oder Vermögensübertragungen relevant, bei denen Nießbrauchsrechte eingeräumt werden.
Hintergrund des Urteils
Im konkreten Fall übertrug eine Mutter GmbH-Anteile im Wege der vorweggenommenen Erbfolge unentgeltlich auf ihren Sohn. Dabei behielt sie sich ein Nießbrauchsrecht vor – insbesondere das Recht, Gewinne aus den Anteilen zu beziehen. Jahre später verkaufte der Sohn die Anteile und zahlte seiner Mutter eine Entschädigung, um das Nießbrauchsrecht abzulösen. Der BFH entschied, dass diese Ablösezahlung nicht als steuerpflichtiges Einkommen zu behandeln ist.
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Die Kernaussagen des BFH im Überblick
- Keine Zurechnung zu Kapitalerträgen (§ 20 EStG):
Die Zahlung fällt nicht unter Einkünfte aus Kapitalvermögen, da die Mutter nicht wirtschaftliche Eigentümerin der Anteile war. Entscheidend ist, wer tatsächlich über die Anteile verfügen kann – hier der Sohn. - Keine Veräußerungsgewinnbesteuerung (§ 17 EStG):
Da das Nießbrauchsrecht kein „wirtschaftliches Eigentum“ begründete, liegt kein steuerbarer Vorgang vor. - Schlüsselrolle des „wirtschaftlichen Eigentums“:
Der BFH betonte, dass erst Rechte wie Stimmrechte oder Mitverwaltung das wirtschaftliche Eigentum begründen. Ein reines Gewinnbezugsrecht reicht hierfür nicht aus.
Praktische Hinweise für Mandant:innen
- Gestaltung von Nießbrauchsrechten:
Bei unentgeltlichen Übertragungen sollte genau geprüft werden, welche Rechte (z. B. Stimmrechte) beim Nießbrauchsberechtigten verbleiben. Dies entscheidet über die spätere Steuerbarkeit von Ablösezahlungen. - Dokumentation ist entscheidend:
Klare vertragliche Regelungen und Nachweise über die Eigentumsverhältnisse vermeiden spätere Streitigkeiten mit dem Finanzamt. - Planungssicherheit nutzen:
Das Urteil bestätigt, dass bei richtiger Strukturierung Ablösezahlungen steuerneutral möglich sind – ein wichtiger Aspekt für Unternehmensnachfolgen.
Unsere Einschätzung
Aus steuerlicher Sicht unterstreicht das Urteil, wie zentral die Abgrenzung zwischen zivilrechtlichem und wirtschaftlichem Eigentum ist. Für Mandant:innen bedeutet dies:
- Frühzeitige Beratung einholen: Bereits bei der Übertragung von Vermögenswerten sollte steuerlich geprüft werden, wie Nießbrauchsrechte ausgestaltet werden.
- Individuelle Lösungen finden: Jeder Fall ist unterschiedlich – pauschale Lösungen bergen Risiken.
Wir unterstützen Sie dabei, Nießbrauchsregelungen steueroptimiert zu gestalten und langfristige Planungssicherheit zu gewährleisten. Wenden Sie sich bei Fragen an unseren Experten Akram Juja und Julian Heesemann.